Im ehemaligen Kartenser Kloster (Cartuja Aula Dei) in Saragossa fand vom 10. bis 17. November 2019 eine Studienwoche Ökumene statt. Diese Woche wird seit 2013 jährlich auf Anfrage der Communauté du Chemin Neuf vom Straßburger Institut wahrgenommen in Verbindung mit der Diözese dieser Stadt. In diesem Jahr des Gedenkens an die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE) vor 20 Jahren lag der Schwerpunkt auf der Heilslehre, die heute Ort eines grundlegenden Konsenses ist.
Für die 53 Teilnehmer, die diesen Kurs besuchten, war dies Neuland. Von einigen evangelikalen und anglikanischen Christen abgesehen, kamen alle aus mehrheitlich katholischen Ländern und hatten bisher die GE nicht wahrgenommen. Die täglich vier Stunden Vorlesung in französischer Sprache mit Simultanübersetzung ins Spanische, Italienische, Englische und Polnische waren eingebettet in ein reges geistliches Leben (Stundengebete). Viele persönliche Gespräche begleiteten diese Tage und trugen dazu bei, viele alte Missverständnisse auszuräumen.
Besonders beeindruckend war der lutherische Abendmahlsgottesdienst, dem eine lutherische Pfarrerin vorstand. Trotz mancher Plenumsdiskussionen, in denen die bleibenden Unterschiede zwischen unseren Kirchen deutlich wurden, kamen von den rund hundert Gottesdienstteilnehmern 80 zur Kommunion. Diese in vielen Ländern Nordeuropas noch undenkbare Tatsache ist in der europäischen lateinischen Welt, wie auch in vielen Ländern des so genannten Südens, eine Entwicklung, die von Jahr zu Jahr stärker wird. Die Zuordnung von kirchlicher Lehre und geistlichem Leben der Gläubigen wandelt sich und bedarf dringend einer genaueren Bearbeitung in der ökumenischen Theologie.
Die Kirche in Saragossa ist stark durch die Bewegung Opus Dei geprägt. Die Universität von Navarra mit Sitz im nahe gelegenen Pamplona ist einer der wichtigsten Orte dieser katholischen Gemeinschaft. Umso erfreulicher ist es, dass die theologische Fakultät Pamplona nun lutherische und reformierte Theologen zu einer Konsultation einladen will, die im nächsten oder übernächsten Jahr stattfinden soll. Voraussichtlich soll dabei die Amtsfrage thematisiert werden.