Zum achten Mal hielten die Professoren Dieter und Wilson vom Institut für Ökumenische Forschung im November das zweiwöchige Seminar „Studying Luther in Wittenberg“. Zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kamerun, Äthiopien, Gambia, Indien, Indonesien, Kenia, Madagaskar, Papua Neuguinea, den Philippinen, Polen, Rwanda, Südafrika, Taiwan, Tansania, den Vereinigten Staaten und Zimbabwe nahmen daran teil.
Das Besondere in diesem Jahr war der Schwerpunkt „Studying Luther in Wittenberg – Teaching Luther Worldwide“ (Luther in Wittenberg studieren – Luther weltweit lehren). Alle Teilnehmer/innen waren Lehrer/innen und Professoren/innen in verschiedenen Institutionen; das Seminar bot ihnen die Gelegenheit, ihr Verständnis von Luthers Theologie zu vertiefen und zu präzisieren, um sie besser vermitteln zu können.
Das Seminar begann mit einer Untersuchung der 95 Thesen Luthers zum Ablass, die aufgrund des Jubiläums 2017 von besonderer Bedeutung sind. Diese wurden in den weiteren Kontext der gesamten geschichtlichen Entwicklung der Reformation gestellt. Die 95 Thesen stellen jedoch nur die Anfangsphase von Luthers Theologie dar und sind nicht deren reife Gestalt. Deshalb wurde als nächstes eine weitere Disputation studiert, „Über die Vergebung der Sünden“, in der Luthers reformatorischer Durchbruch zu erkennen ist. Darauf folgten Luthers frühe Abhandlungen „Zwei Arten der Gerechtigkeit“ und „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, die Luthers Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben und die Natur des christlichen Lebens klar darlegen.
Anschießend ging der Fokus zu den Sakramenten über. Die Gruppe beschäftigte sich zuerst mit einer Auswahl von Texten zur Taufe und zum Abendmahl aus „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“, Luthers wichtiger reformatorischer Schrift, die die sakramentale Praxis des Mittelalters in Frage stellte und eine neue Sicht des Sakraments entwickelte auf der Grundlage der Relation von Verheißung (promissio) und Glaube. Dies führte wiederum zu einer Untersuchung von Herausforderungen, vor denen Luthers Lehre stand, insbesondere der Praxis der Wiedertaufe bei den Täufern und Zwinglis Sicht vom Abendmahl als Gedächtnismahl und Luthers Antwort darauf. Schließlich beschäftigte sich die Gruppe mit dem Kleinen Katechismus und diskutierte ausführlich Fragen der Auslegung der sakramentalen Praxis im Kontext der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Der letzte Teil des Seminars behandelte Luthers Ekklesiologie und sein Verständnis der weltlichen Autorität samt den vielen und weitverbreiteten Missverständnissen dieser Lehre. Da das Seminar nur wenige Tage nach dem Gottesdienst zur Erinnerung an die Reformation in Lund stattfand, an dem Papst Franziskus teilgenommen hatte, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Prozess informiert, der zum ökumenischen Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ geführt hat. Dieses Dokument war Grundlage für den Gottesdienst in Lund. Die Teilnehmenden sahen diesen Gottesdienst sichtlich bewegt auf Youtube an – mit großer Freude über das, was sie sehen konnten.
Zwischen den Arbeitseinheiten hatten die Teilnehmer Gelegenheit, die vielen berühmten Lutherstätten zu besuchen: das Lutherhaus, das Melanchthonhaus, die Stadtkirche, die Schlosskirche, das neu erbaute Panorama, die Wartburg, Erfurt und Torgau. Es gab Begegnungen mit verschiedenen Persönlichkeiten, darunter dem Bürgermeister von Wittenberg und Arni Danielsson als Vertreter des Lutherischen Weltbunds. Sehr wichtig für die Teilnehmer war auch ein Besuch in zwei kleinen Gemeinden in der Nähe von Wittenberg zum Abendgebet, zum Essen und zur Diskussion. An jedem Abend kochte ein/e Teilnehmer/in ein landestypisches Gericht, was jedes Mal ein köstliches Ereignis war. Auch dieses Mal wäre dies alles nicht möglich gewesen ohne das große Engagement des Direktors des LWB-Zentrums, Pastor Hans Kasch, Studienleiter Pastor Joachim Zirkler und Projektassistentin Annette Glaubig zusammen mit dem Stab des Collegs Wittenberg.
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