Lutherisch/orthodoxe Vorbereitungssitzung in Rumänien

Mitglieder der Internationalen lutherisch/orthodoxen Gemeinsamen Kommission trafen sich  vom 24. – 29. Mai zu einer vorbereitenden Sitzung zur Lehre vom Amt.  Die Kommission besteht seit 32 Jahren; es war die zweite Sitzung in Rumänien. Im Jahr 2004 luden die Orthodoxen nach Durau ein; in diesem Jahr waren die Lutheraner Gastgeber in der geschichtsträchtigen Stadt Sibiu, auch bekannt als Hermannstadt. Sibiu ist die Heimat deutscher Einwanderer, der jahrhundertealten Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen. Nach dem Sturz des Kommunismus im Jahr 1989 wanderten die meisten  Siebenbürger Sachsen nach Deutschland aus. Heute besteht die deutsche Gemeinschaft nur noch aus ca. 13.000 Mitgliedern. Diese fühlen sich jedoch sehr stark verbunden mit ihrer Sprache, ihrem Glauben und ihrem Erbe, zu dem die sehr eindrucksvollen befestigten „Kirchenburgen“, die zum Schutz der Einwohner vor Invasionen gebaut wurden, gehören.

Vorsitzende der Luth./orthod. Kommission

 

Die Stadt Sibiu war auch aufgrund ihrer bemerkenswerten ökumenischen Geschichte ein guter Ort für eine ökumenische Zusammenkunft. Im späten Mittelalter lebten Christen des Westens und des Ostens friedlich zusammen. Als die Reformation durch Europa fegte, ging Johannes Honterus, ein in Rumänien lebender Sachsendeutscher, zum Studium nach Wittenberg und kehrte mit der evangelischen Lehre wieder zurück. Die meisten Sachsen nahmen die Reformation an. Diejenigen, die es nicht taten, wurden jedoch nicht gezwungen zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Die eben Lutheraner Gewordenen bauten sogar Gottesdiensträume für die, die dem Papst treu bleiben wollten. Das erste religiöse Toleranzabkommen in Europa wurde von der örtlichen Regierung erlassen und machte die Siebenbürger Städte zu bedeutenden Zufluchtsorten für religiöse Flüchtlinge, einschließlich Juden und Unitariern.

 

Im Anschluss an die letztjährige Vorbereitungssitzung in London über die Bedeutung von Priestertum und ordiniertem Amt im Alten und Neuen Testament und in der frühen Kirche behandelte die Kommission in Sibiu das Thema Amt und Ordination. Hier richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Entwicklung der lutherischen Lehre vom Amt im Kontext der westlichen Tradition des Mittelalters und von heutigen Ordinationsriten. Von orthodoxer Seite wurden Vorträge zur apostolischen Sukzession und eine Bewertung von Luthers Lehre aus der Sicht der Kirchen des Ostens vorgetragen. Es wurde ein Text verfasst, der die Arbeit der Plenargruppe, die im Jahr 2015 zusammentrifft, unterstützen soll. Die Gruppe hat entschieden, eine dritte Vorbereitungssitzung im Jahr 2014 einzuberufen, auf der liturgische Texte für Ordinationen wie auch die Ordination von Frauen behandelt werden sollen.

 

Es war für die Lutheraner in diesem Jahr eine besondere Freude, zwei neue Mitglieder willkommen zu heißen. Bischof Prof. Dr. Christoph Klein aus Sibiu ersetzt Bischof Donald McCoid, langjähriger Ko-Vorsitzender, aus der Evangelisch-lutherischen Kirche in Amerika. Rev. Dr. Kaisamari Hintikka aus der Kirche von Finnland, die neue Assistierende Generalsekretärin für ökumenische Beziehungen und Direktorin der Abteilung für Theologie und öffentliches Zeugnis vertritt den Lutherischen Weltbund. Wir freuen uns auf eine lange und fruchtbare Partnerschaft mit ihnen auf dem Weg zu Einheit und Versöhnung mit unseren orthodoxen Schwestern und Brüdern.

Lutheran-Orthodox Preparatory Team in Sibiu, 2013
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