Seminar 2017: Reformatorische Identität in ökumenischer Perspektive

Das Lutherjahr 2017 verlangte eine Reflexion über die gegenwärtige Identität der reformatorischen Kirchen. Das Institut für Ökumenische Forschung in Strasbourg hat sich dieser Herausforderung mit dem Thema seines 51. Internationalen ökumenischen Seminars gestellt. Das Institut hatte eine Thesenreihe zur lutherischen Identität veröffentlicht.  Dieses Dokument, das man von der Instituts-Homepage kostenlos herunterladen kann, diente als Vorbereitungsmaterial für das Seminar. In einem ersten Schritt legte Prof. Dr. Matthieu Arnold, Mitglied des Institutsstabes, eine Reflexion über die lutherische Identität, die Intentionen Luthers, dar. Dieser Ansatz wurde ergänzt durch die Beiträge über die  lutherischen Kirchen in Deutschland (Dr. Horst Gorski) und in Tansania (Dr. Ypyana Mwamgubole). Der Beitrag des lutherischen Amerikaners Prof. Dr. Dirk Lange zeigte, wie die spirituelle, kulturelle und musikalische Dimension den eher lehrmäßigen Ansatz stets ergänzt.

Der zweite Ansatz war ökumenischer Art. Vertretern anderer christlicher Familien wurde das Wort erteilt mit der Bitte, ihre Ansicht zur Identität der reformatorischen Kirchen darzulegen. Prof. Dr. Michael Beintker, reformiert (Münster, Deutschland) erläuterte das Selbstverständnis der Kirchen innerhalb der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa. Prof. Dr. Eva-Maria Faber, katholisch (Chur, Schweiz), hob die erheblichen Fortschritte und die großen Übereinstimmungen hervor, die selbst im Bereich der Ekklesiologie bestehen.  Prof. Dr. Christos Filiotis (Thessaloniki, Griechenland)  betonte den positiven Beitrag der Reformation, der stark zur theologischen Reflexion der Orthodoxie beigetragen hat, auch wenn der Dialog erst beginnt und mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Der Direktor der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung (Ökumenischer Rat der Kirchen), Dr. Odair Mateus, Brasilien, erwähnte die großen Lehrübereinstimmungen unter den historischen reformatorischen Kirchenfamilien. Als reformierter Theologe wies er auf die Notwendigkeit eines genaueren und aktuelleren Glaubensbekenntnisses hin, insbesondere in den Kirchen der südlichen Hemisphäre. Prof. Dr. Charlotte Methuen, anglikanisch, zeigte, dass ihre Tradition der Reformation viel zu verdanken hat, obwohl sie viel komplexer ist, als es die anderen reformatorischen Traditionen im Allgemeinen annehmen. Prof. Dr. Frédéric Chavel (Paris, Frankreich) reflektierte über die christliche Identität in einer globalisierten Gesellschaft, wo die alten konfessionnellen Ansätze ihre Relevanz verloren haben, was von der Prof. Dr. Rosalee Velloso Ewell, pentekostale Theologin aus Brasilien, bestätigt wurde. Sie zeigte auf, wie die neuen christlichen Gemeinschaften – häufig evangelikal und fundamentalistisch -, oftmals fälschlicherweise als „protestantisch“ verstanden werden, obwohl sie neue Identitäten darstellen, die direkt mit den Entwicklungen der heutigen Gesellschaft verbunden sind, und auf neue Weise auf das biblische Zeugnis bestehen.

Fünfundvierzig Personen aus fünfzehn verschiedenen Ländern und acht verschiedenen konfessionellen Traditionen haben an diesen Tagen teilgenommen, die durch ein kulturelles Programm bereichert wurden, nicht zuletzt durch den Besuch der spannenden Luther-Ausstellung in der Bibliothèque nationale universitaire in Strasbourg.

Einige Reaktionen von Teilnehmenden:

Für mich ist das jährliche Sommerseminar eine besonders gute Gelegenheit, mich während einer Woche auf einen besonderen Aspekt des Christentums zu konzentrieren und mich mit einem weiten  Spektrum an Perspektiven dazu auseinanderzusetzen. Es erlaubt mir, durch die Breite der ökumenischen christlichen Blickwinkel zu einer überlegten Sichtweise des Themas zu gelangen. Ich schätze diese Gelegenheit jedes Jahr und freue mich schon heute auf das Thema des nächsten Jahres. (John Power, Vereinigtes Königreich)

Das Institut für Ökumenische Forschung bot ein außergewöhnlich informatives und anregendes Seminar zum Thema „Reformatorische Identität in ökumenischer Perspektive“. Das Thema wurde von Ökumenikern aus verschiedenen christlichen Traditionen behandelt. Dank der Referate und der Diskussionen im Plenum wurde das Verständnis des Erbes und der Identität der Reformation auf konstruktive Weise und unserem ökumenischen Kontext gemäß geklärt. Es war eine aufschlussreiche Erfahrung! (Dr.  Timo Tavast, Finnland)

Das Sommerseminar war bereichernd und anregend. Ausgezeichnete Referate, interessante Begegnungen und die herrlichen Umgebung (und das ausgezeichnete Essen) brachten neue Perspektiven für Leben und Kirche im lokalen und ökumenischen Kontext. Ich kann diese Seminare nur empfehlen! (Pastorin Triin Käpp, Estland)

 

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Michael Beintker: Reformatorische Identität und das lutherisch-reformierte Einheitsmodell

Horst Gorski: Lutherische Kirche in Deutschland–zwischen Säkularisierung und neuer Religiosität

Ipyana Mwamugobole: Lutheran Identity in Tanzania (auf Englisch)

Jennifer Wasmuth: Zusammenfassung und Ausblick

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Photos: Junita Lasut, Elke Leypold

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