Harding-Meyer-Ökumenepreis 2020 an drei Preisträger verliehen

Im Dezember 2018 verstarb Harding Meyer, eine führende Persönlichkeit der ökumenischen Bewegung der vergangenen fünfzig Jahre. Er prägte den internationalen lutherisch-katholischen Dialog entscheidend; viele methodologische Ansätze der derzeitigen Ökumene gehen auf ihn zurück („versöhnte Verschiedenheit“, „differenzierender Konsens“ usw.).

Um seine ökumenischen Ansätze weiterhin zu fördern, hat Harding Meyers Witwe, Dagmar zur Nedden, in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium des Instituts für Ökumenische Forschung in Strasbourg den Harding-Meyer-Ökumenepreis gestiftet. Der Preis soll alle zwei Jahre verliehen werden und hat eine Höhe von 3000 EUR. Für den Preis 2020 wurden 10 hervorragende Arbeiten von Bewerbern aus verschiedenen Ländern und verschiedenen christlichen Traditionen eingereicht. Drei davon wurden ausgezeichnet; die Preisträger erhielten jeweils 3000.- EUR. Die drei Arbeiten sind wichtige Beiträge zum katholisch-lutherischen Dialog wie auch zum innerevangelischen Dialog und führen die methodologischen Ansätze von Harding Meyer fort.

Die Arbeit der mennonitischen Theologin Anne- Cathy Graber (Frankreich) [Marie. Une lecture comparée de Redemptoris Mater (Johannes Paul II) et du Commentaire du Magnificat (Luther) à la lumière des dialogues œcuméniques, Paris , Cerf, 2017] vergleicht Luthers Auslegung des Magnificat mit der Enzyklika von Johannes Paul II. (Redemptoris Mater). Auf Harding Meyers methodologische Ansätze zurückgreifend legt sie dar, dass in vielen traditionell umstrittenen Fragen der Mariologie ein differenzierender Konsens vorliegt, auch wenn noch manche Bereiche einer weiteren Klärung bedürfen.

Die Arbeit des deutschen evangelischen Theologen Jan Gross [Pluralität als Herausforderung. Die Leuenberger Konkordie als Vermittlungsmodell reformatorischer Kirchen in Europa, Göttingen, V&R, 2018] ist dem lutherisch reformierten Gespräch in Europa gewidmet. Gross zeigt, wie Harding Meyers Ansätze nicht nur die Entstehung der Leuenberger Konkordie kennzeichnen. Sie prägten darüber hinaus die Verwirklichung der Kirchengemeinschaft in der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE).

Die Arbeit des römisch-katholischen Theologen Jakob Karl Rinderknecht (USA) [Mapping the Differentiated Consensus of the Joint Declaration, Palgrave, 2016] bietet eine differenzierende Analyse der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre und der Kontroverse, die sie auslöste. Harding Meyer war der Verfasser des ersten Entwurfes der Gemeinsamen Erklärung. In dieser Arbeit wird die Methode des differenzierenden Konsenses erläutert und sprachtheoretisch weiterentwickelt.

Der Harding-Meyer-Ökumenepreis soll während des internationalen Sommerseminars, das das Institut für Ökumenische Forschung in jedem Jahr veranstaltet, verliehen werden. Wegen der derzeitigen Pandemie kann der Preis erst beim Sommerseminar 2022 überreicht werden.

Die nächste Ausschreibung des Preises wird im Sommer 2021 stattfinden (Bewerbungsfrist: vom 1. September 2021 bis 15. Februar 2022). Informationen und Bewerbungen sind zu richten an: Institut für Ökumenische Forschung, 8 rue Gustave-Klotz, F – 67000 Strasbourg (strasecum@ecumenical-institute.org ; Stichwort: Harding-Meyer-Ökumenepreis).

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