Achtes Seminar “Studying Luther in Wittenberg”

Unter der Leitung von Prof. Dr. Theodor Dieter und Prof. Dr. Sarah Hinlicky Wilson fand vom 2.-16. November 2013 das achte Seminar der Reihe „Studying Luther in Wittenberg“ statt. Es war das fünfte, das vom Institut für Ökumenische Forschung in Strasbourg gestaltet wurde. Die Bewerbungen für das Seminar waren so zahlreich, dass leicht vier Seminare hätten veranstaltet werden können. So musste es leider viele Absagen geben, aber 21 Pfarrerinnen und Pfarrer konnten in Wittenberg dabei sein. Sie kamen aus 18 verschiedenen Ländern: Äthiopien, Argentinien, Australien, Dänemark, Deutschland, Grönland, Kolumbien, Lettland, Madagaskar, Myanmar, Schweden, Senegal, Slowakei, Südafrika, Taiwan, Thailand, Ungarn, USA.

[singlepic id=289 w=320 h=240 float=none]Thema des Seminars war Luthers Lehre von der Kirche. Dazu wurden – nach einer Einführung in Zeit und Leben Luthers – zahlreiche Texte des Reformators, die vorher verschickt worden waren, in genauer Lektüre und im Gespräch miteinander erarbeitet: Luthers Rechtfertigungslehre im Traktat „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, die Disputation „Pro veritate inquirenda“ (über die Absolution), den „Sermon von der doppelten Gerechtigkeit“, die Abhandlungen „Eine Unterrichtung, wie sich die Christen in Mose sollen schicken“ und „Ein kleiner Unterricht, was man in den Evangelien suchen und erwarten soll“. Dann wurde Luthers Verständnis der Sakramente Taufe und Abendmahl anhand der betreffenden Abschnitte in „Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche. Vorspiel“ erörtert, zusammen mit dem Brief „Von der Wiedertaufe an zwei Pfarrherrn“ und Auszügen aus „Vom Abendmahl Christi. Bekenntnis“. Im dritten Teil wurden studiert: Texte zu Luthers Lehre von den „Kennzeichen der Kirche“ (notae ecclesiae), Artikel IV-VIII des Augsburger Bekenntnisses, Texte zum Verständnis der Auffassung, dass alle Getauften/Glaubenden „Priester“ seien, das Gutachten „Dass eine christliche [..] Gemeinde  Recht und Macht habe, alle Lehre zu urteilen […]“ in Verbindung mit der Vorrede zum „Kleinen Katechismus“, Texte zum Verständnis des Pfarramtes, seines Verhältnisses zum Priestertum aller glaubenden Getauften und zum Bischofsamt; schließlich das Wittenberger Ordinationsformular.

Der Tag begann mit einem Morgengebet in der Kapelle neben der Stadtkirche. Dann galt der Vormittag der Lektüre der Luther-Texte, während am Nachmittag Zeit war für persönliches Studium oder den Besuch des Lutherhauses und vor allem für die gemeinsame Diskussion darüber, wie Luthers Auffassungen in den jeweiligen Kontexten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Tragen kommen können. Ein besonderer Höhepunkt war an jedem Tag das Abendessen, das von den Teilnehmenden nach Rezepten aus ihren Heimatländern selbst vorbereitet wurde. So wurde man in den zwei Wochen auf eine kleine kulinarische Weltreise mitgenommen. Am Abend stellten die Pfarrerinnen und Pfarrer ihre Kirchen vor. Vertreterinnen und Vertreter der Landeskirche und des Lutherischen Weltbunds berichteten von ihren Arbeitsbereichen. Exkursionen ins Augustinerkloster in Erfurt, zur Wartburg und nach Torgau ergänzten das Programm, ebenso Vorträge wie der von Dr. Rhein über „Melanchthon und Luther“ im Melanchthonhaus.  Auf großes Interesse stieß auch ein Besuch in den kleinen Gemeinden Krina und Pouch mit Teilnahme am Friedensgebet.

Es war faszinierend zu erfahren, wie Luther mit seiner Theologie so verschiedene Menschen aus so unterschiedlichen Kontexten zusammenzuführen vermag, welche Intensität der Begegnung entsteht, wenn man Zeit für das Kennlernen hat und offen füreinander ist, wie bereichernd die Vielfalt der verschiedenen Menschen ist, wenn sie zugleich auf ein Zentrum ausgerichtet ist. Und es ist einfach schön, wenn Menschen ins Nachdenken kommen und miteinander theologisch zu denken anfangen!

Ein besonderer Dank gilt Pfarrer Hans Kasch, dem Direktor des LWB-Zentrums Wittenberg, für seinen unermüdlichen Einsatz und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Collegs Wittenberg für ihre tatkräftige Gastfreundschaft.

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