Lehre trennt – Spiritualität eint?
Strasbourg, 3. – 10. Juli 2019
Ökumenische Dialoge haben sich in den letzten Jahrzehnten vor allem mit kontroversen Fragen der Lehre zwischen den Konfessionen beschäftigt, wohl wissend, dass die ökumenischen Beziehungen zwischen den Kirchen und den Menschen in ihnen, das gelebte Miteinander viel mehr umfasst als nur Fragen der Lehre. In diesen Dialogen ist viel erreicht worden; das hat sich insbesondere im Jahr 2017 bei der Erinnerung an 500 Jahre Reformation gezeigt.
Die Dialoge sind aber auch an ihre Grenzen gestoßen. Einerseits ist bei manchen Lehren schwer zu sehen, wie ihr trennender Charakter überwunden werden könnte. Andererseits muss man feststellen: Kirchliche Lehre will das christliche Leben orientieren und ihm zu Hilfe kommen. In den Dialogen gewonnene Übereinkunft in der Lehre verändert die Beziehungen zwischen Kirchen nur dann langfristig, wenn sie im lebendigen Glauben der Menschen verankert ist. Für viele Menschen verlieren Fragen der Lehre heute jedoch an Bedeutung, während Spiritualität und die Erfahrbarkeit des Glaubens immer wichtiger werden.
Darum ist es ökumenisch von größtem Interesse, dass heute bestimmte Formen von Spiritualität, die ursprünglich in einer bestimmten Kirche entstanden sind, in großer Zahl auch von Christenmenschen in anderen Kirchen gepflegt werden. Jesuitische Exerzitien, Ikonen, das Jesus-Gebet, lutherische Kirchenlieder, die Losungen, die charismatische Bewegung, Lobpreisgottesdienste sind dafür nur einige Beispiele.
So verbinden bestimmte Formen von Spiritualität Christinnen und Christen über die Grenzen ihrer Kirchen hinweg. Welches ökumenische Potential liegt in solcher gemeinsam praktizierten Spiritualität? Welche Glaubensinhalte werden in diesen Formen der Spiritualität artikuliert und gelebt? Wie verhält sich die jeweilige Spiritualität zu den Lehren der Kirchen, in denen diese das Verständnis des christlichen Glaubens, wie es sich ihnen erschlossen hat, für sie verbindlich darlegen? Das sind Fragen, die im Seminar untersucht und beantwortet werden sollen.
Wir wandeln die alte Redensart „Die Lehre trennt – das Tun eint“ einmal probeweise um in „Lehre trennt – Spiritualität eint?“ Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Kirchen, Gemeinschaften, Bewegungen und aus verschiedenen Ländern werden Beispiele verbindender Spiritualität vorstellen, von ihren Erfahrungen berichten, diese reflektieren und damit gewiss neue ökumenische Perspektiven eröffnen.
Es geht uns im Seminar aber nicht nur um theologische Erörterungen. Genauso wichtig ist das persönliche Gespräch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihr Teilen von ökumenischen oder konfessionellen Erfahrungen, ihr Fragen und Zuhören. Gerade weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus vielen verschiedenen Kirchen und Ländern kommen, ist dieser Austausch besonders spannend und erhellend. Im Seminar ist dafür reichlich Platz im Plenum wie in Arbeitsgruppen vorgesehen. Nicht geplant, aber dafür umso wichtiger sind die vielen Gespräche beim vorzüglichen französischen Essen, in der Cafeteria oder bei einem Glas Wein in einem der Restaurants der mittelalterlichen Altstadt Strasbourgs.
Sprachen
Englisch und Deutsch sind die Hauptsprachen des Seminars. Die Vorträge und Diskussionen werden simultan in diese Sprachen und aus diesen Sprachen übersetzt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich in den Plenardiskussionen auch auf Französisch äußern.
Die Kosten für das Seminar einschließlich Vollpension in einem Studentenwohnheim (Einzelzimmer) betragen € 750,-. Finanzielle Unterstützung wird manchmal durch die Kirchen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer oder andere Institutionen gewährt. Deshalb bitten wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich diesbezüglich mit ihren kirchlichen Behörden in Verbindung zu setzen. – Wie im letzten Jahr, wird auch dieses Mal ein kleinerer Teil dieses Betrags zur Unterstützung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus anderen Kontinenten und aus Osteuropa verwendet.
Daten
Vom 3. Juli (Anreise une Empfang am Abend) bis 10. Juli (Abreise nach dem Frühstück) 2019 in Strasbourg, Frankreich.
Anmeldung und Information
Anmeldung bis spätestens 15. April 2019. Bei Fragen zum Seminar wenden Sie sich bitte an Elke Leypold: strasecumATecumenical-institute.org
Flyer zum Downloaden: Flyer-Seminar-d-2019