Konsultation des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Addis Abeba
Um als Gemeinschaft lutherischer Kirchen stärker zusammenwachsen zu können, ist ein Verständnis davon nötig, was diese Gemeinschaft in ihrer Vielfalt und Einheit ausmacht. Der LWB hat sich deshalb für einen über mehrere Jahre angelegten Studienprozess entschieden, der zum Ziel hat, lutherische Identität oder auch Identitäten im weltweiten Kontext besser zu erfassen.
Als Leitthema für den Studienprozess wurde das Thema „Heiliger Geist“ gewählt. Das geschah sicherlich auch vor dem Hintergrund einer dynamischen pfingstlerischen und charismatischen Bewegung, mit der sich viele lutherische Kirchen konfrontiert sehen. Vor allem aber schien dieses Thema besonders geeignet zu sein, um Theorie und Praxis, Theologie und Liturgie, Kirche und Glaube, Gemeinschaft und Individuum gleichermaßen zum Gegenstand des Studienprozesses werden zu lassen.
Der Auftakt zu diesem Prozess fand jetzt in Äthiopien statt. Mehr als 70 Teilnehmer, unter denen mit eindrucksvoller Stimme auch die Jugend des LWB vertreten war, waren vom 23. bis 27. Oktober zu einer Konferenz nach Addis Abeba eingeladen. Der Zielsetzung entsprechend, gab es dort neben Einheiten, die der vertieften theologischen Reflexion dienten, auch Einheiten, die das bessere Kennenlernen der unterschiedlichen lutherischen Kirchen und Traditionen ermöglichten.
Die drei Hauptvorträge, die jeweils am Vormittag gehalten wurden und denen sich intensive Podiumsdiskussionen anschlossen, behandelten unterschiedliche Aspekte des Geistwirkens: Pastor Dr. Kenneth Mtata, Generalsekretär des „Council of Churches“ in Simbabwe, beschrieb den Heiligen Geist als Verheißung und Gabe anhand des Lebens und theologischen Werkes des südafrikanischen Bischofs Manas Buthelezi. Prof. Dr. Jennifer Wasmuth, die als Vertreterin des Instituts eingeladen war, beleuchtete die kirchliche Dimension des Wirkens des Heiligen Geistes im Rückgriff auf Martin Luthers „Kleinen Katechismus“. Prof. Dr. Veli-Matti Kärkkäinen vom Fuller Theological Seminary in Kalifornien schließlich thematisierte das Wirken des Heiligen Geistes im öffentlichen Raum und mögliche Kriterien für die Unterscheidung der Geister.
Am Nachmittag wurden jeweils in verschiedenen Arbeitsgruppen kürzere Vorträge zu ganz unterschiedlichen Aspekten weltweiter lutherischer Identität gehalten und engagiert diskutiert. Was es an wichtigen Ergebnissen in den Arbeitsgruppen gab, wurde anschließend dem Plenum präsentiert. Dieses Vorgehen ermöglichte nicht nur, dass die Teilnehmer sich einen lebendigen Eindruck von dem Reichtum lutherischer Kirchen verschaffen konnten, sondern dass sich auch jene Fragen herauskristallisierten, die sich als Grundlage für die geplante Befragung der Gliedkirchen zum Leitthema anbieten.
Die maßgeblich von Pastor Dr. Chad Rimmer, dem Studiensekretär für Theologie und Praxis des LWB, organisierte Konferenz gab über die vielseitige intellektuelle Erschließung des Themas hinaus auch dem „We believe in the Holy Spirit“ in gemeinsamen Gebeten und Gottesdiensten sowie dem persönlichen Austausch über spirituelle Erfahrungen den nötigen Raum. Das trug zum Gelingen der Konferenz ebenso wie die außerordentliche Gastfreundschaft der Evangelischen Kirche Mekane Yesus bei, die sich in der steten Begleitung der Konferenz durch Präsident Yonas Dibisa, dem immer hilfsbereiten Organisationsteam vor Ort ebenso wie in beeindruckenden musikalischen Darbietungen zeigte. Der Gottesdienstbesuch in verschiedenen lokalen Gemeinden gehörte sicherlich zu den Höhepunkten der Konferenz.
Dem Selbstverständnis des LWB gemäß, wonach „Lutherisch zu sein, heißt, ökumenisch zu sein“ („To be Lutheran is to be ecumenical“), waren zu der Konferenz auch ökumenische Gäste eingeladen, die die ganze Zeit über präsent waren und sich mit ihren Grußworten und Diskussionsbeiträgen eingebracht haben. Die Diskussionen wurden dadurch nicht nur inhaltlich bereichert. Die ökumenischen Gäste waren vielmehr auch ein Garant dafür, dass das Nachdenken über lutherische Identität nicht durch eine Profilierung gegenüber anderen Konfessionen geschehen konnte.
Die gesamte Konferenz wurde von der Kommunikationsabteilung des LWB unter der Leitung von Pastor Árni Svanur Daniélsson begleitet und dokumentiert. Entstanden sind vorzügliche Artikel, Bilder und Videos, die unter den folgenden Links aufgerufen werden können:
https://www.lutheranworld.org/news/discerning-work-spirit-lutheran-communion
https://www.lutheranworld.org/news/church-always-local-and-always-universal
https://www.lutheranworld.org/news/how-does-spirituality-shape-lutheran-identities
Bilder:
https://flickr.com/photos/141489654@N03/sets/72157711452683418.
Videos:
https://vimeo.com/showcase/6540901.