(Poprad, Hohe Tatra, 25. bis 27. Oktober 2021)
Im Juni 2013 hat das Institut für Ökumenische Forschung in Strasbourg sieben slowakische Doktorandinnen und Doktoranden, die der altkatholischen, römisch-katholischen und lutherischen Kirche angehören, unter der Leitung von Dr. Ľubomír Batka zu einem ökumenischen Intensivseminar nach Strasbourg eingeladen. Im Zuge der Gegenreformation war es in der Slowakei zu heftigen, auch gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Lutheranern und Katholiken und schließlich zu einer brutalen Unterdrückung der lutherischen Kirche gekommen, ein Konflikt, der bis heute nachwirkt. Lutheraner und Katholiken blieben sich fremd und begegneten sich nicht selten feindselig. Das Seminar im Jahr 2013 war ein erster Versuch junge Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Kirchen ins Gespräch miteinander über die theologischen Streitfragen der Reformationszeit zu bringen. Gegenstand der Diskussionen waren die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (1999) und das erst kurz vor dem Seminar publizierte Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, das Katholiken und Lutheranern eine gemeinsame Reformationserinnerung ermöglichen sollte. Die Diskussionen im Seminar haben sich bis in die Nächte hinein fortgesetzt; es war spannend und geradezu aufregend für die Doktorandinnen und Doktoranden, zum ersten Mal längere Zeit mit Menschen aus anderen Kirchen sprechen zu können. Aus der Begeisterung über das Seminar entstand die Idee, „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ ins Slowakische zu übersetzen.
Mit dieser Selbstverpflichtung verließen die Teilnehmer das Institut. Es dauerte dann mehrere Jahre, bis die Übersetzung fertig gestellt wurde, wofür Eva Guldanová die treibende Kraft war. Die Übersetzung musste von der katholischen wie lutherischen Kirchenleitung geprüft und gebilligt werden. Sie ist im Jahr 2020 publiziert worden und allen lutherischen und katholischen Pfarrern zugeschickt worden. Außerdem ist sie auf der Website der beiden Kirchen zugänglich.
Nachdem im Jahr 2020 die lutherische Pfarrkonferenz wegen der Pandemie ausfallen musste, konnte sie im Jahr 2021 stattfinden und sich dem Thema „Ein ökumenischer Blick auf die Reformation“ – in Anwesenheit mehrerer katholischer Bischöfe, mehrerer Priester und Schwestern – widmen, was angesichts der leidvollen Geschichte eine große Veränderung darstellte. Prof. Dieter, der maßgeblich an dem Dokument mitgearbeitet hat, hat in seinem Vortrag in den Text eingeführt, die Schwierigkeiten seiner Entstehung nachgezeichnet und die Grundgedanken dargelegt; Prof. Ľubomír Žák (Rom) hat eine katholische Perspektive ergänzt. Außerdem hielten ein Universitätsassistent aus Bratislava und Prof. Dieter Vorträge zum Augsburger Bekenntnis als ökumenischem Text. Am Abend der 26. Oktober wurde in der lutherischen Kirche von Poprad in einem ökumenischen Gottesdienst die Liturgie von Lund nachgefeiert – ein tief bewegender Gottesdienst, der einen Durchbruch zur katholisch-lutherischen Ökumene in der Slowakei markiert. Dabei haben die slowakischen Pfarrer hochherzig 500 EUR für die Reparatur des Dachs des Instituts geopfert! Die Ecumenical Fellowship of Churches and Religious Communities in der Region der Stadt Košice hat anschließend noch einmal 317 EUR gespendet. Dafür sind wir im Institut den Brüdern und Schwestern sehr dankbar.
Es ist sehr eindrucksvoll und beglückend zu sehen, wie die beharrliche Arbeit an der Übersetzung, die die jungen Theologinnen und Theologen unternommen haben, zu einer Veränderung des ökumenischen Klimas in diesem Land beigetragen hat. Wir im Institut sind froh, dass wir einen Anstoß dazu geben konnten.