In den letzten Jahren konnte das Internationale Ökumenische Sommerseminar wegen der Pandemie entweder gar nicht stattfinden oder musste als Online-Veranstaltung durchgeführt werden – mit allen Vor- und Nachteilen, die diese Form mit sich bringt.
Wie schön, dass wir uns in diesem Jahr wieder in Person treffen konnten. Die herzliche Gastfreundschaft im Séminaire Protestant, der Charme der Stadt Straßburg, das wundervolle Essen und das gute Wetter trugen dazu bei, dass das Seminar nicht nur inhaltlich ein Erlebnis war.
Thematisch kreiste die Tagung in diesem Jahr vom 5. bis 12. Juli um den Fragebereich „Communion of Churches“ – auch auf dem Hintergrund des 50-jährigen Jubiläums der „Leuenberger Konkordie“, die als ein Modell zur Förderung und Feststellung von Kirchengemeinschaft wesentlich am Institut erarbeitet wurde. Gleichzeitig spricht man mitunter von „Ökumenischer Eiszeit“ zwischen den Kirchen. Hier war es gut, sowohl auf der theologischen Ebene als auch im Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern aus ganz verschiedenem Hintergrund das Thema und Verständnis von „communio“ zu bedenken. Auch die praktischen Aspekte kamen dabei nicht zu kurz.
Inhaltlich begann das Seminar mit einem Überblick von Dr. Gina Zurlo über die gegenwärtige konfessionelle „Landkarte“ der Kirchen weltweit. Der zweite Vortrag von Prof. Peter Gemeinhardt erinnerte an die altkirchlichen Grundlagen des communio-Verständnisses, sodann konnten wir Dr. Casely Essamuah vom Global Christian Forum begrüßen, das bekanntlich ein anderes Verständnis von communio hat und praktisch lebt.
Der zweite Vormittag stand im Zeichen der römisch-katholischen Kirche, für die Prof. Michael Quisinsky und Prof. Wolfgang Thönissen berichteten, am Nachmittag vertat Dr. Christopher Wells die anglikanische Gemeinschaft.
Am nächsten Tag hatten wir für die orthodoxen Kirchen Prof. Dr. Julija Vidović zu Gast, für die Pfingstkirchen Prof. Lisa Stephenson.
Der vorletzte Arbeitstag stand dann ganz im Zeichen der Leuenberger Konkordie und des Porvoo Agreements: Mit Prof. Marc Lienhard und Prof. André Birmelé hatten wir nicht nur zwei „Urgesteine“ des Instituts und der Straßburger theologischen Fakultät zu Gast, sondern beide waren fast von Anfang an am Leuenberg-Prozess und seiner Entwicklung in der GEKE beteiligt. Für Bischof Dr. Matti Repo gilt ähnliches im Blick auf die Porvoo-Gemeinschaft, bevor uns am Abschlusstag Dr. Kuzipa Nalwamba zu Communio und Meinungsbildung im ÖRK Rede und Antwort stand.
Selbstverständlich gab es auch ein reichhaltiges spirituelles Leben mit täglichen Mittagsandachten in der Église St. Thomas, der Pfarrkirche Martins Bucers und seit 1681 der lutherischen Zentralkirche des Elsass, und einem Abendmahlsgottesdienst zum Abschluß in der vielleicht schönsten Kirche Straßburgs, in St. Pierre le Jeune, in dem uns Prof. Dr. Dirk Lange die Predigt hielt. Sicherlich war auch die Exkursion nach Colmar zum Isenheimer Altar und zum Odilienberg, dem „Heiligen Berg“ des Elsass mit Weinprobe und traditionellem Essen ein besonderer Höhepunkt.