Bayrischer Landessynodalausschuss im Institut

Vom 3. bis 5. Mai war der Landessynodalausschuss der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit 14 Synodalen unter der Leitung von Präsidentin Dr. Annekathrin Preidel zu Gast im Institut. Das Institut hat seit seinen Anfängen eine besondere Beziehung zur bayrischen Landeskirche: Bischof Dietzfelbinger war der maßgebliche Gründungsvater des Instituts, sein Nachfolger Bischof Hanselmann war lange Vorsitzender des Kuratoriums der Lutherischen Stiftung für Ökumenische Forschung, Bischof Friedrich stellvertretender Vorsitzender. Heute vertritt Oberkirchenrat Martin die bayrische Landeskirche im Institut. So verdankt das Institut in ideeller, personeller und finanzieller Hinsicht der bayrischen Landeskirche sehr viel. Darum haben wir uns im Institut sehr über den Besuch des Landessynodalausschusses gefreut.

Nach einer Vorstellung der Geschichte und Arbeit des Instituts (Jennifer Wasmuth) hat Theodor Dieter auf Wunsch der Gäste (!) einen Vortrag zum Thema „Ende des Luthertums?“ gehalten. Darin hat er die Fragen, was heute „lutherisch“ genannt zu werden verdient, wer darüber urteilen und entscheiden kann und wie das vonstattengehen könnte, welche Probleme sich dabei in Hinsicht auf die Differenz der Zeiten zur Reformation und in globaler Hinsicht stellen und wie sich die Frage aus katholischer Perspektive darstellt, erörtert. An den Vortrag schloss sich eine lange, intensive, sehr offene und auch selbsrkritische Diskussion an, die am nächsten Tag in Arbeitsgruppen weitergeführt wurde. Der Vortrag regte die Synodalen an, noch einmal einen Blick auf den Reformprozess in ihrer Kirche zu richten und zu fragen, was daran „lutherisch“ ist und ob er unter diesem Aspekt noch Modifikationen braucht. Der zweite Vortrag wurde von Stefan Dienstbeck gehalten. Er galt dem Thema „Protestantismus und Moderne“. Darin setzte sich Dienstbeck kritisch und konstruktiv mit der Geschichtsdeutung, die Brad Gregory in seinem Buch „The Unintended Reformation“ entwickelt hat und die in den USA viel beachtet wird, auseinander. Nach Gregory hat die Reformation wesentlich zum Entstehen der Moderne beigetragen, die freilich ganz negativ gesehen wird mit überbordendem Subjektivismus, Konsumerismus, Werteverlust, Transzendenzverlust. Das Thema „Protestantismus und Moderne“ hat einen weiteren Aspekt zur Frage, was heute „lutherisch“ ist, hinzugefügt.

Am Samstagnachmittag hat die Gruppe unter Leitung von Theodor Dieter einen Ausflug ins Elsass gemacht und das Oberlin-Museum in Waldersbach besucht. Johann Friedrich Oberlin (1740-1826) war 59 Jahre lang Pfarrer in Waldersbach. Das Museum dokumentiert auf hervorragende Weise das Staunen erregende Lebenswerk Oberlins als Pfarrer, Pädagoge, Sozial- und Wirtschaftsreformer. Auf dem Rückweg nach Strasbourg über Rosheim mit seiner romanischen Kirche referierte der Synodale Pfarrer Hohenberger über Josel von Rosheim, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Sprecher und Verteidiger der Juden im deutschen Reich war.

Am Sonntag ging der Besuch mit einer Führung durch die wunderschöne Kirche St. Pierre-le-jeune und einem deutschsprachigen Gottesdienst dort sowie einer Stadtführung mit Besuch der Thomaskirche zu Ende.

Im Rückblick auf den Besuch freuen wir uns noch immer über die inspirierende und stimulierende Atmosphäre der Begegnung und über das große Interesse der Gäste aus Bayern am Institut.

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