Charismatische und lutherische Schnittpunkte in Schweden

Prof. Dr. Sarah Hinlicky Wilson, Visiting Professor am Institut in Strasbourg mit Wohnsitz in Tokio, verbrachte im Oktober 2019 eine Woche als Gast bei der Evangeliska Fosterlands-Stifeltsen (Swedish Evangelical Mission, SEM), einer Erneuerungsgruppe in der Kirche von Schweden. Die SEM geht auf die pietistische Erweckungsbewegung unter Carl Olof Rosenius zurück und stellt heute die Schnittstelle zwischen lutherischer Theologie, pietistischer Praxis und charismatischer Spiritualität dar.

Die Livsväg („Lebensweg“)-Konferenz, die jährlich von der SEM an der Johannelund School of Theology in Uppsala veranstaltet wird, hieß mehrere Hundert junger  Erwachsener zwischen 18 und 35 Jahren für ein langes Wochenende mit Gottesdienst, Gebet, Studium und Gemeinschaft willkommen. Prof. Wilson predigte bei den Gottesdiensten über „The Work of the Holy Spirit“ („Das Werk des Heiligen Geistes“), „The Power and Gifts of the Holy Spirit“ („Die Macht und die Gaben des Heiligen Geistes“) und „The Fruit of the Holy Spirit“ („Die Frucht des Heiligen Geistes“). Da Schweden als eines der säkularsten Länder der Welt gilt, war es höchst beeindruckend, ein so großes Treffen junger Menschen zu sehen, die ihrem Glauben und einem gemeinsamen Gebetsdienst verpflichtet sind.

Nach diesem anregenden Wochenende hielt Prof. Wilson zwei Tage lang Vorträge für Theologiestudenten und ein breiteres Publikum von Professoren und Gemeindemitgliedern. Die erste Vortragsreihe beschäftigte sich mit der Geschichte der Pfingstbewegung, mit Fallstudien zur charismatischen Erneuerung in lutherischen Kirchen und mit Schnittstellen für fruchtbare Gespräche zwischen der Theologie Martin Luthers und heutiger charismatischer Praxis. Am nächsten Tag behandelte sie ausführlich die Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium und wie diese Unterscheidung benutzt werden kann, um das Predigen, die kirchliche Praxis und die Gesellschaft im Allgemeinen zu analysieren und zu hinterfragen. Es gab eine rege Beteiligung seitens des Publikums, das gute Fragen stellte und tief in die Materie eintauchte.

Zusätzlich zu den Vorträgen führte Prof. Wilson Gespräche mit der Leitung der Swedish Evangelical Mission und dem Kollegium der Johannelund School of Theology, in denen es um die Notwendigkeit der geistlichen Unterscheidung, der Katechese in der Kirche und der theologischen Ausbildung für Pastoren und Kirchenleiter ging.

Am Ende ihres Besuchs reiste Prof Wilson nach Malmö im Süden Schwedens, um das Team der United Church zu besuchen. Dies ist eine große Gemeinde mit pfingstlerischem Hintergrund, die kürzlich aufgrund der Swedish Evangelical Mission der Kirche von Schweden beigetreten ist. Zwei Tage lang diskutierte Prof. Wilson dort über den Weg der Gemeinde zur lutherischen Theologie und Liturgie, die Gaben der pfingstlerischen Spiritualität, die bewahrt werden sollen, und wie man mit dem post-christlichen Kontext in Schweden umgehen soll. Auch hier war es bemerkenswert zu sehen, dass Luthers tiefe Einsicht in die sündige menschliche Seele und die grenzenlose Gnade Gottes auch fünfhundert Jahre später für Christen noch immer überraschend relevant und hilfreich sind.

Insgesamt war es eine sehr ertragreiche Reise. Es war beeindruckend, die Hingabe an das Evangelium zu sehen, wie sie weiterhin in den Ländern des Nordens geschieht. Es zeigte sich auch erneut, wie sehr die charismatische Erneuerung und die lutherische Theologie sich gegenseitig im Interesse der gesamten Kirche fördern und unterstützen können. Ein ganz besonderer Dank geht an Prof. Wilsons Gastgeber, Prof. Dr. Tomas Nygren. Er lehrt Theologie an der Johanneslund School of Theology und hat viel getan, um die Theologie Luthers sowohl der Kirche wie auch der Gesellschaft in Schweden zu vermitteln.

Audio-Aufzeichnungen von einigen der Vorträge von Prof. Wilson werden bald in ihrem Podcast „Queen of the Sciences“ zugänglich sein.

 

 

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